Die Selbstentfaltung der Welt von Albrecht von Müller
Ein neues Weltbild kommt nicht immer mit einem großen Knall, diesmal eher mit einem großen Buch. Prof. Dr. Albrecht von Müller, Direktor des Parmenides Center for the Study of Thinking, stellt unser herkömmliches Verständnis der Zeit buchstäblich auf den Kopf und begründet damit eine radikal neue Sicht auf den Zeit-Raum der Gegenwart und damit verbunden eine neue Idee der Menschenwürde.
Albrecht von Müller - Die Selbstentfaltung der Welt.
Eine Einladung, Zeit und Wirklichkeit neu zu denken und mit Komplexität anders umzugehen
Unsere Epoche ist durch zwei extreme Phänomene gekennzeichnet, die auch noch eng mit einander zusammenhängen. Zum einen die sich selbst beschleunigende Zunahme der Komplexität der meisten politischen, wirtschaftlichen und technologischen Zusammenhänge. Zum anderen die Geschwindigkeit des Wandels, die sich ebenfalls selbst immer mehr beschleunigt. In weiten Teilen von Politik, Wirtschaft und Technologie haben wir in den letzten 30 Jahren einen Grad der Komplexität und ein Tempo des Wandels erreicht, denen unsere herkömmlichen Denk- und Handlungsmodelle nicht mehr gewachsen sind. Folge davon sei eine „strukturelle Handlungsunfähigkeit“, die besonders hinsichtlich der langfristig-strategischen Herausforderungen unserer Epoche zu beobachten ist. Der Autor zeigt, dass wir diesen Phänomenen nicht nur mit technischen Mitteln begegnen können, sondern mit einer radikalen Veränderung unserer Denkweise.
Ein komplettes Umdenken müsse bei unserem strukturell verengten Zeitverständnis anfangen. Uns prägt die Wahrnehmung des „tempus fugit“ – die Zeit entflieht. Und wir versuchen, uns durch Macht, Besitz und Kontrolle dem Entzug entgegenzustemmen. Wenn man die Zeit aber genau andersherum denke und wahrnehme, wird das Phänomen der Gegenwart zum Dreh- und Angelpunkt der Zeit. „In dem wir die Zeit auf ihren sekundären, sequenziellen Aspekt und – Hand in Hand damit – die Wirklichkeit auf Fakten (…) reduzieren, verpassen wir das Beste: Die Selbstentfaltung der Wirklichkeit im Zeit-Raum der Gegenwart.“ Daraus folgt „Tempus donat“ als neues Bild: „Die Zeit schenkt uns das ständig neue Sich-Ereignen der Wirklichkeit, das sich im Zeit-Raum der Gegenwart als „konstellative Selbstentfaltung“ zuträgt“.
Von Müller verfolgt diesen Denkansatz bis hin zu konkreten Lösungsansätzen für Politik, Wirtschaft, Bildung und Medizin. Und begründet mit seinen Thesen auch eine neue Idee der Menschenwürde, Insgesamt entstehen so die Umrisse eines neuen Weltbildes, das unser Verständnis von Zeit und Wirklichkeit grundlegend verändern kann.
Julian Nida-Rümelin:
»Große Würfe passen – vermeintlich – nicht in die Zeit. Spezialisten sind gefragt. Die großen Zusammenhänge geraten dabei aus dem Blick. Albrecht von Müller zeigt in diesem Buch, dass es auch anders geht: Er spannt einen großen Bogen von der Physik bis zur Europapolitik. Eine faszinierende Lektüre.«
Der Autor
Albrecht von Müller, geboren 1954, promovierte über das Thema „Zeit und Logik“. Danach arbeitete er viele Jahre als Wissenschaftler in der Max-Plack-Gesellschaft und lehrt bis heute Philosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Ergänzend zur Forschung hat er sich immer auch für die praktische Umsetzung der Erkenntnisse interessiert und engagiert. Im Bereich der Theorie der Zeit und in Fragen der Rüstungskontrolle arbeitete er mit Carl-Friedrich von Weizsäcker zusammen und war u.a. Direktor des European Center for International Security (EUCIS). Er hat große Organisationen und verschiedene Regierungen und Persönlichkeiten beraten, darunter Nelson Mandela und Michail Gorbatschow. 2001 gründete er die Parmenides Stiftung, deren Aufgabe die interdisziplinäre Erforschung komplexen Denkens ist.“